In eine Krise können wir rasend schnell rutschen. Etwas Unerwartetes passiert: Ende einer Beziehung, Arbeitsplatzverlust, schwerwiegende Krankheit, Tod eines geliebten Menschen. D.h. etwas verändert sich sehr plötzlich und wir versuchen, mit bewährten Lösungsstrategien darauf zu reagieren. Doch was passiert in einer Krise? Es funktioniert nicht. Wir versuchen es weiter, wollen aus dieser unangenehmen Situation rauskommen, handeln, so wie wir immer gehandelt haben und merken, es funktioniert nicht. Was heißt das? Zunächst heißt das, damit eine Krise entsteht, müssen wir ändern wollen, was gerade ist, es gelinkt uns aber nicht. Also wir erleben das Unvermögen, unsere Situation zu lösen. Dadurch entsteht Hilflosigkeit. Wir fühlen uns ausgeliefert. Es gibt zwei Bereiche im Erleben: der Eine, der sich hilflos erlebt und der Teil, der denkt, ich muss unbedingt etwas machen. Dadurch entsteht ein ungeheurer Druck.
Es kommt noch schlimmer: Altes wird reaktiviert
Jetzt kommt oft noch eine weitere Komponente dazu: Alte Erlebnisse von Hilflosigkeit und Ohnmacht, nicht selten aus der Kindheit, werden reaktiviert. Das passiert ganz unwillkürlich, ganz ohne unser Zutun. Im Erleben fühlen wir uns kleiner, schwächer und jünger. Eine gefühlte Ausweglosigkeit entsteht.
Wir sind in einem verengten Röhrenblick und können nur unser Krisenerleben wahrnehmen. Wir fühlen komplett von Lösungen abgeschnitten, wir sind von unseren Gefühlen überflutet.
Was kann uns da raushelfen? Indem wir uns klarmachen, dass jede Episode, jedes Erlebnis, jedes Gefühl in unserem Leben in uns gespeichert ist. Alles. Nicht nur unsere schlimmen, prägenden
Erlebnisse, auch in unsere Kompetenzen und Ressourcen. Und diese können wir aktivieren. Wir können das dominierende, leidvolle Erleben unterbrechen und uns Raum schaffen. Raum, um wieder atmen zu
können. Raus aus der Erstarrung. Um wieder handlungsfähig zu werden.
Wir machen uns selber Druck
Wie machen wir das? Wenn also klar ist, dass der Druck vor allem deswegen so stark ist, weil wir schnellstmöglich aus der Krise raus wollen, aber es grad nicht funktioniert oder noch nicht. Was wir immer können ist, akzeptieren, was ist. Annehmen was ist. Nur wenn wir uns sagen, es muss es sofort besser werden und wenn wir das nicht erreichen, entsteht ein Druck und wir werten uns ab. Wenn wir uns selbst trösten würden, würde sofort Entlastung entstehen.
Erster lösungsförderlicher Schritt: Suche nach Schutz, Halt, Geborgenheit, Verständnis, Würdigung und Mitgefühl. Jemand, der Dir sagt: "Du bist okay, egal wie es Dir gerade geht. Ich bin für Dich
da. Ich gebe Dir Halt. Du bist in Sicherheit."
Zuwendung ist das, was wir brauchen
Wer kann Dir das geben? Dein Partner? Jemand aus Deiner Familie, Deine beste Freundin, ein Freund oder ein erfahrener Coach. Oder: Kannst Du Dir das Dir selber geben?
Wie kannst Du Dir das selber geben? Zuerst können wir verstehen, dass wir unterschiedliche Persönlichkeitsanteile haben. Einem Anteil geht es sehr schlecht, eine anderen Seite in uns will eine
schnelle Lösung und macht Druck, doch es gibt auch einen Anteil in uns, der handlungsfähig ist und einen Blick von oben hat. Ein erwachsener Anteil. Dieser Anteil, kann den kindlichen Anteil
Trost geben. Und Trost ist der erste Schritt zur Heilung.
Selbstwirksamkeit ist der Schlüssel
Schön und gut, denkst Du jetzt vielleicht. Alles ganz nett, aber wie soll das praktisch gehen? Von Selbstliebe habe ich schon viel gelesen und nie ganz verstanden, wie das genau gehen soll. Ganz
praktisch und quasi als sofortige Krisenintervention: Wir erfüllen unser Bedürfnis nach Schutz und Geborgenheit, indem wir etwas für uns tun, was uns guttut. Für jeden ist es etwas Anderes: ein
heißes Bad, ein leckeres Essen, unser Lieblingsfilm eingekuschelt auf dem Sofa gucken, ein liebevoller Brief an uns selbst und langer Spaziergang. Setz Dich hin und schreibe auf einen Zettel 10
Dinge, die Dir kraft geben. Optimalerweise Dinge, die Du allein machen kannst. Jetzt. Umgehend.
Du fühlst Widerstand? Wunderbar. Vertraue darauf, dass die Lösung in Dir selbst ist und Du weißt, was Dir gut tut. Tue nur eine Sache, die auf Deinem Zettel steht und spüre, wie es Dir danach
geht.
Deine Gedanken beeinflussen Dein Erleben
Was können wir noch tun? Wir können darauf achten, was wir über uns denken. Welcher innere Monolog in uns ist. Wie wir uns verurteilen, bewerten und antreiben. Wenn wir bemerken, dass wir das
tun, können wir reagieren, indem sofort damit aufhören und das Gegenteil machen. Indem wir uns innerlich sagen, was wir auch einem Kind sagen würden: „Alles wird gut. Ist schon in Ordnung. Ich
bin bei Dir.“
Und das funktioniert so einfach? Ja. Und gleichzeitig ist es eine Übung, weil unsere Gedanken wir ein nicht enden wollender Twitter Tweet sind und wir immer wieder aufgerufen sind, unsere Gedanken achtsam zu beobachten und dagegen zu steuern, wenn wir nicht nett zu uns sind. Das geht. Du bist der Chef.
Es hört sich banal an? Probier` es aus. Eine Krise ist immer der Ausdruck von einem Bedürfnis und das Bedürfnis ist Zuwendung. Wir können Zuwendung von Anderen erfahren oder sie uns selber geben.
Selber geben ist noch wirksamer. Und wir erleben, dass wir uns selber helfen können. Wir erfahren Selbstwirksamkeit. Und das ist sehr, sehr wertvoll. Das schafft Raum. Im nächsten Schritt können
wir nach den Ursachen und den Lösungsmöglichkeiten suchen. Wir haben heute wundervollen, schnell wirksame Methoden und Techniken.
Alles Liebe für Deinen Weg. HERZLCIHST* Anja
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