Gelassenheit auf Knopfdruck, sofort! - 3 Schlüssel zu mehr Gelassenheit in jeder Situation.

 

 

 

 In manchen Situationen wünsche ich mir mehr Gelassenheit von mir. Zum Beispiel, wenn ich irgendwo warte und es geht nicht so schnell, wie es könnte. Wie neulich auf der Altonale am Getränkestand. Ich war bester Laune, dachte ich zumindest, aber es sollte sich anders herausstellen. Es ist mir peinlich, was ich jetzt erzähle, aber gut, manchmal stecke ich halt auch noch fest. Ich stehe da also und will zwei Wein ordern. Neben mir eine Menge durstiger Leute, die ebenfalls ein Getränk wollen. Gleich fängt das Konzert an. Der Mitarbeiter im Ausschank hat die Ruhe weg, scheint es. Bei näherem Betrachten wirkt er allerdings leicht überfordert: Greift mal in den falschen Kühlschrank, muss beim Geld rausgeben lange überlegen, bedient zuerst Leute, die grad erst dazukommen. Er sieht insgesamt unglücklich aus. Doch in mir kommt kaum Mitleid hoch, schon gar keine Gelassenheit, ich merke, wie mir der Ärger im Hals hochkriecht.

 

„Wie kann man nur…“, höre ich mich innerlich sagen. Ich bin aus meinem Gleichgewicht. Als ich endlich dran bin, bin ich bei meiner Bestellung kurz angebunden und finde mein Verhalten sofort blöd, kann aber auch nicht aus meiner Haut. Dieser Mann gibt sicher sein Bestes. Nur mir scheint es heute nicht möglich, in meiner inneren Mitte zu bleiben und die Szenerie mit Abstand zu betrachten. Der Wunsch nach mehr Gelassenheit wird wieder ganz laut in meinem Herzen.

 

Gelassenheit ist eine Super-Power

 

Ich weiß, ich bin mit diesem Thema nicht allein. Viele Menschen haben das Problem, dass sie sich in bestimmten Situationen anders verhalten, als sie es gerne möchten oder es sich vorgenommen haben. Manchmal verlieren wir die Kontrolle über unsere Emotionen.

Wie können wir das ändern? Wir brauchen mehr Gelassenheit. Gelassenheit ist eine Art Super-Power, eine Art Teflon-Beschichtung für unser Ego, das alle unangenehmen Situationen an uns abprallen lässt. Es ist eine erstrebenswerte Haltung: Die Ruhe bewahren, ausgeglichen sein, tiefenentspannt sein, absichtslos, etwas willentlich lassen können. Souverän sein in einer komplizierten, unsicheren, sich schnell drehenden Welt. Und warum wäre das gut? Gelassenheit spart Energie für wichtige Dinge. Gelassene Menschen wirken großzügig und erwachsen.

Gelassenheit kommt aus einer inneren Sicherheit. Doch vorher nimmt man diese Sicherheit und damit auch Gelassenheit? Ist sie angeboren? Anerzogen? Durch tägliches Meditieren erworben? In wochenlangen Indienaufenthalten gelernt? Braucht man erst finanzielle Unabhängigkeit? Einen Ehepartner? Weisheit des Alters?

 

Gelassenheit im Gegensatz zu Durchsetzungskraft und Zielorientiertheit

 

Komplementär zur Gelassenheit ist die Zielorientiertheit, den eigenen Standpunkt vertreten, Durchsetzungskraft, Ernsthaftigkeit, Willensstärke, Beharrlichkeit – also der Gegenpol. Wichtig zu wissen, in welchen Situationen brauche ich das, um weiter zu kommen und wo, kann ich es einfach lassen.

Denn Gelassenheit heißt nicht, Gleichgültigkeit, Laissez -faire in allen Dingen oder gar eine „L.m.a.A.-Haltung“. Gelassenheit heißt viel mehr innere Freiheit zu haben, sich immer flexibel zu entscheiden, welche Haltung man an den Tag legen will. Also wie ich auf das Geschehen im Außen reagieren möchte. Hier kommen drei Schlüssel, um diese innere Freiheit zu gewinnen:

 

Schlüssel 1: Achtsam wahrnehmen

 

Wenn wir uns anders verhalten wollen, müssen wir als erstes lernen, Situationen wahrzunehmen bei denen wir angestrengt und emotional reagieren. Nimm Dir heute und in den nächsten zwei Tagen vor, zu beobachten, in welchen Situationen oder bei wem das passiert. Schreib Dir diese Beobachtung auf, vielleicht hast Du auch schon eine Idee, woher das kommt? Meist ist es nicht das aktuelle Geschehen, das uns auf die Palme bringt, sondern eine alte Erfahrung oder gar Verletzung, die getriggert wird. Forsche nach. Nimm Dir abends Zeit und schau auf Deine Liste. Spür dem Ereignis hinterher und schau welche Antworten hochkommen, wenn Du Dich fragst, woher kenne ich diese Situation schon? Wo habe ich mich schon ähnlich gefühlt? So kommst Du an den Kern des Themas, das dahinter liegt.

Im nächsten Schritt kannst Du üben, nicht gleich alles, was passiert zu bewerten. Also nicht automatisch in gut/schlecht, erwartungsgemäß/enttäuschend, vorteilhaft/nachteilig, nett/unsympathisch einzuteilen. Sondern einfach anzunehmen, was gerade geschieht. Wenn wir versuchen erstmal neutral zu bleiben, schwappen auch die Emotionen nicht gleich über und der Handlungsdrang lässt nach. Probier` es aus.

 

Schlüssel 2: Bedeutung hinterfragen

 

Vielleicht wird Dir auffallen, dass wir nicht nur aus der Ruhe kommen, wenn große, entscheidende Dinge passieren, sondern dass uns schon die kleinste Kleinigkeit aus unserem innerem Frieden katapultiert. Deshalb ist es interessant zu schauen, welche Wichtigkeit die Situation überhaupt für uns hat. Du kannst Dich fragen: Welche Bedeutung hat dieses Ereignis in drei Monaten für mein Leben? Oder in sechs Monaten? Werde ich mich noch an den genauen Wortlaut des Gesprächs erinnern? Gehe ich davon aus, dass ich genügend Bewältigungsstrategien habe, wenn das Leben mir eine Herausforderung stellt? Ist mir klar, dass die Aufregung oder Emotion auch wieder verfliegen wird? Ist es das wert, dass ich in die Angelegenheit jetzt viel Energie stecke? Such Dir Deine Lieblingsfrage, die Du Dir immer stellen willst, wenn Du merkst, dass Deine Gelassenheit schwindet.

Jede Reaktion ist erstmal richtig. Es geht nur darum, dass Du Dich entscheidest und mit ein bisschen Abstand überlegst, welche Bedeutung es für Dich hat und dann angemessen und ernergieschonend reagierst. Alles andere bringt nur unnötigen Stress in Dein Leben.

Schlüssel 3: Etwas lassen

Es steckt auch schon im Wort Gelassenheit drin, etwas zu LASSEN!

Es zu lassen, zu bewerten, es lassen, sich angegriffen zu fühlen, Recht haben zu wollen, es lassen sich zu verteidigen. Es lassen, den Anderen dazu zu bringen, das zu tun, was sich gut für uns anfühlt. Es zu lassen, kann sehr befreiend sein.

Dabei ist Gelassenheit eine Haltung, eine bewusste Entscheidung. Eine wichtige Entscheidung, ähnlich wie, ob Du auf dem Land leben willst oder in der Stadt. Ob Du Vegetarier bist oder nicht. Ein Auto brauchst oder nicht. Und Gelassenheit ist wie ein Muskel, den wir immer wieder trainieren müssen. Wir nehmen uns also vor, in der nächsten stressigen Situation, z.B. wenn uns jemand enttäuscht oder angreift, entspannt zu bleiben und unseren Gelassenheitsmuskel zu trainieren. Es kann uns auch helfen, uns vorzustellen, wir wären heute in unser Teflon-Catsuit geschlüpft und alles perlt an uns ab. Oder ganz tief ein und auszuatmen und uns dann an unsere wilde Entschlossenheit zu erinnern, diesmal nicht wie automatisch zu reagieren – SONDERN ES ZU LASSEN! Wir können, wie ein Unbeteiligter, achselzuckend zu uns selbst sagen: „So ist er/sie halt.“ Und dann fahren wir unberührt mit dem fort, was wir grad getan haben. Wie wäre das?

Stell Dir diesen Triumpf vor, wenn Du Dein Ego im Zaum hältst und einfach tiefenentspannt reagierst.

Wie Marie Ebner-Eschenbach es sehr treffend formulierte:

               „Die Gelassenheit ist die anmutige Form des Selbstbewusstseins“

Ja, da wollen wir hin. Uns nicht in Ego-Schlachten verwickeln lassen, sondern weise wie ein Zen-Meister mit Größe und Anmut reagieren.

 

Abschlussübung

Noch eine praktische Übung zum Abschluss, indem wir die Fähigkeit gelassen zu reagieren in uns stärken können: Schließe die Augen und suche nach einer Situation, in der Du in der Vergangenheit auf eine schwierige Situation mit Gelassenheit reagiert hast. Ruf Dir diese Situation nochmal vor Deinem geistigen Auge auf. Sieh, wo Du da bist, vielleicht, mit wem Du da bist. Ob Du es mehr als Bild siehst oder als Film. Lausche den Worten, die gesprochen werden. Nimm Deine gelassene Haltung komplett wahr. Verstärke dieses Gefühl. Wo im Körper nimmst Du die Entspanntheit und Ruhe wahr? Lass Dir Zeit.

Wenn das Gefühl sehr intensiv ist, setzt Du einen kinesiologischen Anker, indem einen Punkt am Körper drückst. Zum Beispiel kannst Du Mittelfinger und Daum zusammendrücken oder mit dem Daumen einen Punkt am Unterarm drücken. Jetzt hast Du das Gefühl und die Bilder dazu gespeichert und kannst sie jederzeit abrufen. Also quasi Gelassenheit auf Knopfdruck. Probier` es aus, je öfter Du Deinen Gelassenheitsanker auslöst, desto mehr intensiviert er sich.

 

Schreib mir gern unter ahoi@stressmanagent.blog, wie es Dir mit den Übungen ergangen ist oder hinterlasse einen Kommentar. Teile auch gern Deine Erfolge, schreib mir, wenn es Dir gelungen ist, Gelassenheit zu zeigen. Wir feiern jeden noch so kleinen Erfolg. Ich freue mich auf den Austausch mit Dir.

 

Stress Ahoi! Deine Anja